Studie zeigt: Eine gelingende Teilhabe ist in vielen Bereichen nicht ausreichend gewährleistet

AA

Im Zusammenhang mit der Umsetzung der UNO-Behindertenrechtskonvention in der Schweiz stellt sich die Frage, wie es denn heute um die Teilhabe von Menschen mit einer Beeinträchtigung in der Schweiz tatsächlich steht.

Dieser Frage geht die Studie "Teilhabe von Menschen mit einer Beeinträchtigung" von Pro infirmis nach. 23 Personen mit verschiedenen Beeinträchtigungsarten wurden zu den Teilhabemöglichkeiten und Teilhabebarrieren in ihrem Alltag befragt.

Folgende Forschungsfragen standen im Zentrum der Untersuchung:

  • Welche Teilhabemöglichkeiten und Einschränkungen bezüglich Teilhabe zeigen sich bei Menschen mit einer körperlichen, kognitiven oder/und psychischen Beeinträchtigung im Alter von 30 bis 50 Jahren in den Teilhabebereichen Arbeit, Wohnen, Bildung, Familie, Partnerschaft und Erholung/Freizeit/Kulturelles?
  • Welche Teilhabebarrieren und Förderfaktoren bezüglich Teilhabe zeigen sich und wie ist der Umgang damit? 
  • Welche Ressourcen können sich Menschen mit einer Beeinträchtigung selbst erschliessen und welcher Unterstützungsbedarf zeigt sich?

Die Studie kommt zum Schluss, dass für Menschen mit einer Beeinträchtigung eine gelingende Teilhabe in vielen Bereichen nicht ausreichend gewährleistet ist. Vor dem Hintergrund der UNO-Behindertenrechtskonvention „ist ein Nachholbedarf in der Schweiz zu konstatieren“.

In der Zusammenfassung ist unter anderem zu lesen

  • Dass viele der befragten Personen über geringe finanzielle Ressourcen verfügen und sich diese auch nur schlecht erschliessen können aufgrund von keiner oder begrenzter Teilhabe im ersten oder zweiten Arbeitsmarkt, ungenügender Unterstützung durch die Invalidenversicherung, die Ergänzungsleistungen oder die Sozialhilfe oder geringem ökonomischem Kapital der Herkunftsfamilie. Die finanzielle Prekarität hat einschneidende Folgen auf alle Teilhabebereiche. Sie führt unter anderem dazu, dass sich einige befragte Personen aus ihrem sozialen Umfeld zurückziehen, da sie sich ein Getränk in einem Restaurant bei einem Schwatz mit einer Kollegin, einem Kollegen nicht mehr leisten können.

  • Auch soziale Ressourcen zur Unterstützung spielen für Menschen mit Beeinträchtigungen eine wichtige Rolle. So berichteten befragte Personen, dass sie auf vielfältige Art und Weise Unterstützung durch ihre Herkunftsfamilie, ihre Partner/innen oder Kolleginnen und Kollegen erhalten, sei es beim Wohnen, während der Aus- oder Weiterbildung oder bei der Arbeit. Soziale Ressourcen erhöhen auch die Chance für Teilhabe in den Bereichen Wohnen, Bildung und Arbeit. Trotz vielfältiger sozialer Unterstützung wird insbesondere in den Teilhabebereichen Partnerschaft und Freizeit deutlich, dass einige Befragte zu wenige Möglichkeiten haben, sich sozial auszutauschen, Kolleginnen, Kollegen, Freunde, Freundinnen oder Liebespartner/innen kennenzulernen. Viele Personen – gerade auch Menschen mit einer psychischen Beeinträchtigung – leben einsam.

Die Studie leistet einen Beitrag dazu, die Teilhabe von Menschen mit einer Behinderung in der Schweiz besser verstehen und wissenschaftlich fassen zu können. Sie soll damit neben der Sensibilisierung von Politik und Öffentlichkeit eine Wissensgrundlage bieten, bestehende Strukturen und Unterstützungsleistungen kritisch hinterfragen und bestmöglich weiterentwickeln zu können; dies mit dem Ziel, die Vision einer inklusiven Gesellschaft auch in der Schweiz noch schneller und besser Wirklichkeit werden zu lassen.

Mehr Infos auf der Website von Pro infirmis

Seiten- Übersicht

Hinweis zu Cookies

Unsere Webseite verwendet Cookies, um Ihr Online-Erlebnis zu verbessern. Mit der weiteren Nutzung der Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies verwenden.