Die CerAdult-Tagung im Zentrum für Körperbehinderte Aargau (ZEKA) in Baden-Dättwil vom 9. November 2019 ist wiederum auf grosses Interesse gestossen. Das Thema „Älter werden mit CP: Aspekte rund um die Themen Wohnen, Lebensqualität und Perspektiven entwickeln“ mobilisierte rund 50 Personen, die mehrheitlich selbst von einer Cerebralparese betroffen sind.
Vorträge am Morgen, Podiumsdiskussion am Nachmittag
Im ersten Fachvortrag befasste sich Prof. Dr. med und dipl.-Psych. Peter Weber, Leitender Arzt der Abteilung Kinderneurologie und Entwicklungspädiatrie an der Universität Basel, mit medizinischen Fragen rund um die Cerebralparese und das Älterwerden. Er wies u.a. daraufhin, dass mit zunehmenden Alter Diagnosen hinzukommen und dass bei Patientinnen und Patienten, die mit 60 Jahren noch selbstständig gehen können, in den nächsten 15 Jahren mit einem Verlust der Gehfähigkeit gerechnet werden muss. Für erwachsene Patienten mit CP sei es immer noch schwierig, geeignete medizinische Fachpersonen zu finden. Auffallend war, wie viele Fragen die Anwesenden an Prof. Weber richteten, die er geduldig beantwortete. Es wurde offensichtlich, dass viele Betroffene kaum Möglichkeiten haben, ihre Fragen in Ruhe mit einer Ärztin oder einem Arzt zu klären. Entsprechend wurde es nötig, das morgendliche Programm zu straffen, damit Herr Weber das Wort an Frau Annette Paltzer weiter geben konnte.
Auf den Körper hören
Annette Paltzer ist als Selbstbetroffene, Heilpädagogin und Gerontologin prädestiniert dazu, sich zu Fragen rund um CP& Alter zu äussern. Sie berichtete u.a. aus ihrer Biographie und erwähnte die Phase der Dekompensation, also jenen Moment im Leben, in dem sich die Behinderung nach teilweise jahrzehntelanger Überanstrengung in einer Weise bemerkbar macht, die Anpassungen des Lebensstils verlangt. Frau Paltzer plädierte dafür, diese Zeichen wahr- und ernst zu nehmen bzw. zum Beispiel Hilfsmittel rechtzeitig zu besorgen, d.h. auf jeden Fall vor dem Eintritt ins AHV-Alter.
Selbstbestimmt Leben im Alter führt zu vielfältigen Wohnformen
Nach dem Mittagessen befasste sich am Nachmittag eine Runde von Podiumsgästen mit CP unter der Leitung von Konrad Stokar mit Fragen rund um das Wohnen und Perspektiven entwickeln beim Älter werden. In der lebhaften Diskussion wurde klar, es gibt verschiedenste Formen, wie Menschen mit CP leben. Selbstständig mit Assistenz und Spitex wie zum Beispiel Rolf Schuler oder Petra & Konrad Stokar. Aus freiem Entschluss in einer Institution wie Ueli Nater. Noch zu Hause mit dem Ziel Wohngemeinschaft wie der junge Vincent Vescoli oder selbständig mit minimaler Unterstützung wie Jenny Heeb und Annette Paltzer: Die Vielfalt macht es aus – und wir müssen alles unternehmen, damit Werte wie Selbstbestimmung, Wahlfreiheit und Durchlässigkeit gestärkt und auch im Alter respektiert werden.
Abschliessend möchten wir der Arbeitsgruppe CerAdult und allen Beteiligten herzlich danken für die interessante Tagung und die perfekte Organisation. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!