Ginto und die SBB-App: zwei digitale Mobilitätshilfen an der CerAdult-Tagung auf Zoom
Am 6. November 2020 hat die traditionelle CerAdult-Tagung für erwachsene Menschen mit CP stattgefunden - coronabedingt zum ersten Mal in digitaler Form, als ganztägige Zoom-Konferenz.
Unter dem Titel "App in die Mobilität - mit Ginto und SBB ans Ziel" diskutierten rund 25 betroffene Personen und Interessierte den ganzen Tag über zwei digitale Apps, die Menschen mit Behinderungen autonome Mobilität in der Schweiz erleichtern.
Die Ginto-App weiss, ob das Liebligsrestaurant barrierefrei zugänglich ist…
Zum einen die Ginto-App, die detaillierte Informationen bietet zur Zugänglichkeit beispielsweise von Restaurants, Hotels, kulturellen Stätten, Geschäften sowie medizinischen und anderen Dienstleistungen. Jede Person, die die App auf ihr Smartphone oder ihr Tablet heruntergeladen hat, kann diese Informationen abrufen, aber auch gleich selbst erfassen oder korrigieren. Damit erleichtert die App Menschen mit Mobilitätsbehinderung die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Da sie kinderleicht zu bedienen ist, nutzt die App "das Wissen der Masse", also von allen Personen, die die App mit Informationen bedienen. Ginto ist ein Projekt des Vereins Accessibility Guide unter dem Präsidium des Initianten Julian Heeb, der selbst mit einer neuromuskulären Erkrankung lebt. Er hat die App an der Tagung vorgestellt.
….und die SBB-App findet gleich die passende Zugsverbindung.
Die beliebte und weit verbreitete SBB-App bildete den zweiten Schwerpunkt. Die App bietet Menschen mit Mobilitätsbehinderungen eine Vielzahl von nützlichen Informationen beim Reisen mit dem öffentlichen Verkehr. Sie kann zum Beispiel anzeigen, wie man barrierefrei ans Ziel kommt, ob ein Bahnhof barrierefrei erschlossen ist oder mit welchem Rollmaterial er erreicht wird. Heute sind rund 80% der Verbindungen als autonom zu betrachten, d.h. der Ein- und Ausstieg kann ohne Hilfe erfolgen. Dennoch gibt weiterhin sowohl Bahnhöfe als auch Rollmaterial, das noch nicht auf diese Weise benutzbar ist: so zum Beispiel die ICN-Neigezüge, die auf der Jurasüdfusslinie noch rund 20 Jahre fahren werden. Eine weitere Herausforderung für die SBB-App ist die Koordination mit Partnerunternehmen wie z. B. der Rhätischen Bahn, die die benötigten Zugänglichkeitsdaten noch nicht zuverlässig zur Verfügung stellen können. Das Gleiche gilt für die meisten innerstädtischen Verkehrsbetriebe mit Bus und Tram. Es bleibt also noch einiges zu tun, bis die autonome Benutzbarkeit der öffentlichen Verkehrs Tatsache wird, die ab dem 1.1.2024 gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Teilnehmenden der CerAdult Tagung konnten sich zur SBB-App live mit Werner Jordan austauschen, dem Leiter Handicap bei den SBB. Er ist seit 40 Jahren bei der Bahn und verfügt über ein immenses Wissen über die komplexen Zusammenhänge des barrierefreien Reisens.
Die CerAdult-Tagung war einmal mehr sehr gut organisiert. Die Durchführung über Zoom gelang reibungslos samt Übersetzung auf Französisch. Merci vielmals an das ganze CerAdult-Team, die engagierten Teilnehmenden und die beiden ausgezeichneten Referenten!
Links zu Videokonferenzen auf YouTube
Die Videokonferenzen von Werner Jordan (SBB) und Julian Heeb (Ginto) sind auf YouTube verfügbar.